Bei der 2019er Ausgabe des ADIPOSITASSPIEGELs erhöhten wir – wie auch die Male davor – die Auflage. Mittlerweile werden doppelt so viele Exemplare wie bei der ersten Ausgabe gedruckt.
Das Vorwort stammt diesmal aus der Feder unserer ersten Vorsitzenden Melanie Bahlke:
Alle guten Geschichten fangen mit einem „Es war einmal“ an, so ist das auch hier:
Es waren also einmal die drei großen deutschen Patientenorganisationen der Adipositas-Selbsthilfe dabei, sich in Frankfurt über gemeinsame Ziele in Sachen Politik auszutauschen. Am Ende des Treffens lagen rote Karten auf den Tischen.
Vier Frauen – ein Gedanke! Blicke reichten aus, um zu signalisieren: Marion, mach mal ein Foto von uns mit der Karte. So wurde die Idee der Roten Karte gegen Gewichtsdiskriminierung geboren! Wir neigen gerade in den Sozialen Medien dazu, uns zu erklären, zu diskutieren und zu streiten. Da kam uns die Rote Karte gerade recht.
Im Herbst hatten wir dann unsere eigene Rote Karte pünktlich zum DAG Kongress in Wiesbaden dabei. Am gemeinsamen BAG Stand wurden auch fleißig Fotos mit Besuchern gemacht. Auch der Vorstand der Deutschen Adipositas Gesellschaft (DAG) Prof. Dr. Matthias Blüher ließ es sich nicht nehmen, gemeinsam mit den Vorständen der Adipositas-Selbsthilfe-Vereine ein Zeichen gegen Diskriminierung zu setzen.
Seit dem seht ihr immer mal wieder in den sozialen Netzwerken die Karte auftauchen. Ich habe sie immer in meiner Handtasche und wenn sich die Gelegenheit bietet, spreche ich andere an, ob sie mit der Roten Karte ein Foto machen würden. So kommt man super mit den Leuten ins Gespräch und kann über die Missstände unsere Versorgung und die Diskriminierung, die uns widerfährt, reden.
Die Reaktionen, die man erhält, sind durchweg positiv. Ende 2018 waren wir zum Beispiel bei einer Kochshow mit dem 2-Sterne-Koch Alexander Herrmann zu Gast. Wie es das Schicksal so will, war ausgerechnet unser Andreas auf der Bühne, als Alexander Herrmann in seiner fränkischen spitzbübischen Art zwei Witze zum Besten gab, bei denen – drücken wir es mal vorsichtig ausübergewichtige Menschen nicht ganz so gut wegkamen. Der Hinweis von Andreas auf seine übergewichtige Freundin und die gemeinsame Tätigkeit für die Adipositas-Selbsthilfe liessen Alexander beinahe vor Scham im Boden versinken. Am Ende standen ein gemeinsames Foto und ein Rezept von ihm für den ADIPOSITASSPIEGEL. Mein persönliches Highlight 2018.
Mittlerweile sind viele Fotos entstanden und aus einer kleinen Karte ist eine kleine Bewegung entstanden. Auch Politiker unterstützen unsere Aktion, wie zum Beispiel der MdB Dietrich Monstadt (mit Dr. Christine Stier) oder MdB Alexander Krauß, die mit uns gemeinsam die Deutsche Adipositas Allianz aus der Taufe heben. Aber diese kleine Karte kann noch viel, viel mehr als nur auf Fotos gut auszusehen und Brücken zu bauen. Ihr könnt sie nutzen. Immer wenn Euch einer diskriminiert, sei es der Arbeitgeber dem ihr zu dick seit, oder der Arzt, der euch statt Hilfe einen dummen Spruch mit auf dem Weg gibt. Schreibt seine Adresse auf die Rückseite, frankiert die Karte und notiert, wie ihr Euch gefühlt habt. Bis die Karte zu der Person kommt haben diese Karte einige Menschen in der Hand gehabt die ihr mit euren Emotionen berührt. Emotionen schaffen Verbindungen, die stärker sind als diskriminierende Worte.
Für mich hat die Karte einen hohen emotionalen Wert, den sie hat auch unsere Vereine: näher zusammen gebracht und dafür bin ich echt sehr, sehr dankbar.
Eure Melli